Nach der schweren Atomkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 im Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks wurde im Umkreis von 30 Kilometern um das Kernkraftwerk eine Sperrzone eingerichtet. Dies schließt die Stadt Pripyat ein. Das Bild zeigt die Innenstadt vor und etwa 30 Jahre nach der Katastrophe.
Heute ist Pripyat völlig überwachsen. Das Bild der verlassenen Stadt ist heute geprägt von hohen Bäumen und Hochhäusern. Die ukrainische Stadt mutierte zu einer Geisterstadt.
Zum Zeitpunkt der Katastrophe lebten in Pripyat etwa 50.000 Menschen. Eine Messe, die am 1. Mai eröffnet werden sollte, ist noch heute dort und gilt als eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes.
Das Gebiet um die damals eingeführte Sperrzone in Pripyat ist seit Ende Juli 2011 wieder für den Tourismus geöffnet. Sogenannte Extremtouristen erkunden Orte wie diesen verlassenen Supermarktparkplatz.
Im Gegensatz zu Pripyat gibt es in Tschernobyl viele gut erhaltene Orte. Inzwischen finden in St. Elias Kirche. Tschernobyl liegt in der 30 km langen Sperrzone, aber außerhalb der inneren 10 km langen Sperrzone, sodass viele Gebäude nach dem Unfall renoviert werden könnten.
Insbesondere seit dem Erfolg der HBO-Serie “Tschernobyl” hat der Tourismus in der Region um die Katastrophe um weitere 30 bis 40 Prozent zugenommen. Das Gebiet ist auch ein Denkmal.
Während einige Dörfer in der Region völlig verlassen und heruntergekommen sind, sind die Menschen an einigen Orten illegal in ihre Häuser zurückgekehrt. Inzwischen leben rund 700 Menschen in dem Sperrgebiet, wo sie staatlich toleriert werden.
Es war jedoch nicht nur die Menschheit, die in das verschmutzte Gebiet zurückkehrte. Die Flora und Fauna rund um Tschernobyl ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Darunter befindet sich die gefährdete Wildpferdezucht von Przewalski-Pferden. In den 90er Jahren wurden 30 Pferde dieses Typs in der Region freigelassen.
Die britischen Ökologen Mike Wood und Nick Beresford fanden in einer Studie heraus, dass einige der Pferde, die zu dieser Zeit verlassen wurden, noch heute leben. Fotos von versteckten Kameras in der Wüste zeigten außerdem, dass sich die Tiere dort auch in großer Zahl vermehrten.
Der gefährdete Fuchs war auch in der kontaminierten Zone zu sehen. Die verlassenen Orte bieten Platz für ein interessantes Experiment: Wie verhält sich die Natur ohne menschlichen Einfluss?
Während die Zahl der Säugetiere in den letzten Jahren zugenommen hat, ist die Zahl der Insekten stark zurückgegangen. Eine Studie in der Fachzeitschrift “Biology Letters” aus dem Jahr 2009 fand einen Zusammenhang zwischen dem Niedergang des Insektenreichs und radioaktiver Strahlung. Solche Spinnweben sind in der Gegend ein seltener Anblick.
Neben den wilden Tieren gibt es auch mehrere Wanderer auf den Straßen zu den weitgehend menschenleeren Orten. Obwohl diese deutschen Haustieren ähnlich sind, unterscheiden sie sich in ihrer DNA von unserer.
Der genaue Einfluss der Strahlung auf die Tierwelt ist unter Wissenschaftlern jedoch bis heute umstritten. Es wird angenommen, dass Mutationen hauptsächlich unmittelbar nach der Freisetzung der radioaktiven Strahlung auftraten, die Tiere heute jedoch kaum noch betreffen.
Es wurde auch festgestellt, dass seltene Tierarten weitaus häufiger von Mutationen betroffen waren als tägliche Arten. Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um genaue Aussagen über die Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf die Fortpflanzungsrate oder die biologische Vielfalt im Tierreich zu treffen.
Die gefährliche Strahlung wirkte sich auch auf die Natur um Tschernobyl aus. Beispielsweise verfärbte die Radioaktivität kurz nach dem Ausbruch die Nadelbäume schnell. Die toten Nadelbäume mit rotbrauner Verfärbung wurden “Rotwald” genannt.
In einer Studie aus dem Jahr 2007 stellten die Forscher fest, dass durch Melanin schwarz gefärbte Pilze von Radioaktivität genauso angezogen werden wie Pflanzen von Licht.